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Ralf Bos und seine Passionen

Honza Klein

Wenn 1976 die kanadische Leichtathletikmannschaft bei ihrem Aufenthalt bei der Weltmeisterschaft in Deutschland nicht unbedingt nach Wildreis verlangt hätte…

Wer weiß, vielleicht wäre dann die Karriere von Ralf Bos ganz anders verlaufen.

Bos ein Name der auf keiner Restaurantkarte zu finden ist, der keinen Michelin-Stern sein eigen nennt und doch eine wichtige Größe für die Genießer ist. Ralf Bos liefert was Gourmets schätzen. Doch der Reihe nach.

„Eigentlich wollte ich ja Koch werden, erzählt der Düsseldorfer, als wir uns in der Cigar-Lounge des Berliner Interconti treffen. Gerade hat er noch ein wenig Zeit. Gleich muss er rauf in die 14. Etage zu seiner schon legendären Trüffelparty. „So habe ich mit 17 Koch und Restaurantfachmann gelernt“, erzählt er weiter. „Aber ich war am Herd kein besonders guter Handwerker und so machte ich als Oberkellner, Barkeeper, Sommelier und Restaurantleiter weiter“, erinnert er sich. Hotels auf Sylt und in Davos waren Stationen bevor es ihn eine andere Welt verschlug. Ralf Siegel heuerte den damals 23jährigen als Tourmanager der Pop-Gruppe Wind an. „Irgendwie ähnelt sich ja die Arbeit für eine Band und die im Restaurant“, lacht er. „Beides hat mit Show zu tun aber das Produkt muss stimmen.“ Ein kurze Zeit in der Bos eine Elektronik-Import-Firma aufbaute und zu einem sehr guten Pries wieder verkaufte folgte und dann kam eben die erwähnte Leichtathletik-WM. Eine Tonne Wildreis legte den Grundstein der heutigen Firma Bos Food, mit inzwischen 150 Mitarbeitern. 20 Tonnen Delikatessen täglich sind es heute, die nach Deutschland, Österreich und die Schweiz verschickt werden. „Vieles geht in Restaurants aber wir haben auch private Kunden“. Der Preis spiele dabei eigentlich keine Rolle. „Das ist so ähnlich wie bei einer guten Cigarre“, meint er und genießt den blauen Dunst.
Wirklicher Genuss darf doch keine Frage des Preises sein. Selbst wenn man es sich nur manchmal leisten kann.“ So sieht er es auch in der gehobenen Gastronomie. „Nur das Ergebnis auf dem Teller zählt.“ Das kann in den kommenden Wochen jedoch schon etwas teuerer werden. Die Zeit des Trüffel beginnt und damit die Monate auf die sich Bos jedes Jahr aufs Neue freut. Nicht umsonst nenne manche ihn den Trüffelkönig von Deutschland.

Sein Buch Trüffel und andere Edelpilze gewann 2007 den Preis als erfolgreichstes deutschsprachige Fachbuch seiner Preisklasse aller Zeiten sowie die Goldmedaille der Gastronomischen Akademie Deutschland. Gut 300 Sorten der edlen Knolle gibt es. Doch nur zehn werden gehandelt. „Im Durchschnitt kostet das Kilo schwarzer 1000, der weiße 3000 Euro, sagt Bos. „Aber wer fragt bei einer guten Portion Tagliatelle mit Trüffel schon nach dem Preis?!“ Insgesamt zehn Tonnen bringt er pro Jahr auf deutsche Teller. Das sind 50 Prozent der Gesamtmenge. Ein guter teil davon wird bei seiner bereits erwähnten Trüffelparty im Restaurant Hugos verbraucht wenn Spitzenköche wie Eckart Witzigmann, Thomas Kammeier, Kolja Kleeberg oder auch Johannes King ihre Interpretationen zum Thema bereiten. Wenn Bos ruft kommen sie alle. Egal ob in Düsseldorf, München, Sylt oder eben Berlin. Seit Jahren unterstützt er mit diesen Abenden Unicef und die Aktion Menschen für Menschen von Karlheinz Böhm. „Und geht es hier in Europa so gut, da wollte ich einfach etwas machen. Und durch viele reisen kenne ich die Probleme in ärmeren Ländern“, meint der 50jährige. Vielleicht hat zu dieser Einstellung ja auch sein früherer Job als Tourmanager beigetragen. Wind sang damals:

„Laß die Sonne in dein Herz 
schick‘ die Sehnsucht himmelwärts
gib dem Traum ein bisschen Freiheit
lass die Sonne in dein Herz.“

Irgendwie spürt man dies wenn man mit Bos zusammen sitzt. Wir lassen unser Cognacglas in der Hand kreisen nehmen einen wohligen Schluck, komponieren dies mit dem Duft der Cigarre und genießen den Luxus dieses ruhigen Augenblicks bevor es ins Getümmel der Trüffelparty geht. „Luxus ist für mich sich selbst ein wenig zu belohnen“, sagt er. „Eine guter Wein oder Champagner, gutes Essen, eine Cigarre.“ So etwas sei dann auch eine gute Basis für Kommunikation, fügt er an. „Aber klar auch ein tolles Auto ist Luxus und natürlich Sylt.“ Dort hat er eine Wohnung. „Der nordische Sommer ist der schönste der Welt“, scherzt er, „man muss ihn nur erwischen.“ Dafür wünscht er sich mehr Zeit. „Ein Traum ist für mich, vor meinem Haus auf Sylt zu sitzen, die Landschaft zu genießen und noch weitere Bücher zu schreiben.“ Doch dafür hat er wohl gerade in den kommenden Wochen wenig Zeit. Vielleicht übernimmt ja eines Tages eine seiner drei Töchter die Firma. Ebenfalls ein Traum für ihn. „Aber ich habe noch viel zu viel Freude an dem was ich tue…“

 

 

 

 

 

 

 

 

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2018-03-21T13:23:09+01:00